RetroArch Emulator – Die Grundlagen

Mit dem RetroArch Emulator können eine Vielzahl von Spielen für alte Systeme emuliert werden. Hier werden die Grundlagen erklärt.

Früher war alles besser – und in 8bit. Der heutige Trend zu verpixelten Spielen hält an, warum also nicht gleich zurück zum Original? Hierbei hilft ein Emulator wie etwa RetroArch.

Wenn man die Erinnerungen an alte Zeiten vor der Konsole oder einem alten Heimcomputer wieder aufleben lassen möchte, kommt man um einen Emulator nicht herum. Damit man nicht für jedes neue System komplett umdenken muss, bietet sich ein Frontend wie RetroArch an, das viele Emulatoren für den Nutzer zusammenfasst und hinter einer vereinheitlichten Oberfläche versteckt.

In diesem Beitrag beschreibe ich die Standard-Konfiguration des RetroArch Emulators, die für die meisten ROMs (so nennt man die eigentlichen Spiel-Dateien) funktioniert. Besonderheiten wie etwa BIOS-Dateien (zum Beispiel Kickstart-ROMs für den Amiga) erkläre ich genauer in einem separaten Artikel.

RetroArch vereint viele Emulatoren unter einer Oberfläche

Was ist der RetroArch Emulator?

Bei RetroArch handelt es sich nicht um einen einzelnen Emulator für ein System, sondern vielmehr um eine Sammlung von Emulatoren, die es in der Regel auch einzeln gibt. Die Vorteile von RetroArch sind die einheitliche Oberfläche und ein einfacher Update-Mechanismus. Über die LibRetro genannte Bibliothek werden einzelne Emulatoren (genannt Cores) nachgeladen. Mit diesem Mechanismus ist es auch möglich, Spiele des gleichen Systems mit unterschiedlichen Emulatoren zu starten, etwa wenn es Kompatibilitätsprobleme gibt. Der Nachteil dieser All-in-one-Lösung ist, dass die Konfiguration nicht immer so einfach ist wie bei einem Stand-alone-Emulator.

Rechtliches

Wenn man alte Spiele neu entdecken möchte, muss man sich leider auch Gedanken um den rechtlichen Aspekt machen. Der Emulator selbst ist dabei kein Problem, die Spiele allerdings unterliegen nach wie vor dem Urheberrecht und dürfen nicht einfach so kopiert werden. Zum Glück gibt es auch für die alten Konsolen viele freie Spiele (das Stichwort ist hier homebrew). Als Regel sollte gelten, nur solche freien Spiele zu nutzen oder Spiele, die man noch im Original auf dem Speicher hat. Ebenso sollte man mit den BIOS-Dateien alter Systeme verfahren. Darum gibt es in diesen Beiträgen auch nur Links zu Spiele-ROMs oder Systemdateien, die ausdrücklich frei gegeben worden sind, und alle Beispiele werde ich anhand von solchen Spielen machen.

Die Installation und Vorbereitung

Zunächst lädt man die aktuelle Version von RetroArch (Windows Installer) herunter und führt die Installation durch. Als Nächstes sollte man ein separates Verzeichnis für die eigenen Emulator-Dateien erstellen (etwa Emulator) darunter dann Ordner für die ROMs und BIOS-Dateien. Unterhalb des ROMs Verzeichnisses sollte man für jede emulierte Plattform ein separates Unterverzeichnis anlegen. Das Ergebnis könnte zum Beispiel so aussehen:

Eine mögliche Ordner-Struktur könnte so aussehen

Die Erst-Konfiguration

Nach dem ersten Starten von RetroArch werden die meisten Einstellungen automatisch vorgenommen (etwa die Konfiguration fĂĽr den Game-Controller), ein paar Dinge sollten aber noch angepasst werden, damit alles reibungslos funktioniert.

Die GUI ist fĂĽr die Bedienung mit einem Gamepad ausgelegt: Mit dem linken Stick oder dem Steuerkreuz navigiert man, Auswahl erfolgt mit (A) und zurĂĽck geht es mit (B). Sollte das Gamepad nicht funktionieren, so kann man mit den Cursor-Tasten und [Eingabe] und [Backspace] ĂĽber die Tastatur navigieren. Mit [f] wird zwischen Full-Screen und Fenster-Modus gewechselt.

Pfade anpassen

Das Anpassen der Pfade erfolgt unter dem Einstellungs-Menü (Zahnräder) im Punkt Verzeichnisse. Hier den Pfad für System/BIOS auf das neu angelegte Verzeichnis BIOS unter Emulator einstellen. Dateibrowser sollte auf unser neues ROMs-Verzeichnis zeigen.

Ablageort für Speicherstände & Screenshots anpassen

Damit man die Konfiguration für die Speicherstände anpassen kann, muss zunächst unterhalb des Einstellungs-Menüs im Unter-Menü Benutzeroberfläche der Punkt Zeige erweiterte Einstellungen aktiviert werden. Dann aktivieren wir – immer noch im Einstellungs-Bereich – im Unter-Menü Speichern die drei Punkte Speicherdaten im Verzeichnis des Inhalts speichern, Zustandsdaten im Verzeichnis des Inhalts speichern und Bildschirmfotos im Verzeichnis des Inhalts speichern. Mit diesen Einstellungen speichert RetroArch alle Save-Games, Save-States und Screenshots zusammen mit dem ROM im gleichen Verzeichnis ab.

Kontroller konfigurieren

RetroArch erkennt die gängigen Standard-Kontroller automatisch und konfiguriert sie entsprechend. Wer allerdings lieber mit dem Analog-Stick als mit dem Steuerkreuz steuert, sollte dies noch anpassen. Hierfür im Einstellungs-Menü (Zahnräder) zum Punkt Eingabe gehen. Dort für den ersten Spieler Port für Benutzer 1 auswählen. Im folgenden Untermenü wählt man über den Punkt Analog-zu-Digital-Typ den gewünschten Analogstick zur Steuerung aus, hier ist Linker Analogstick die richtige Wahl. Das Steuerkreuz bleibt weiter aktiv, so kann man im Spiel entscheiden, welche Eingabemethode gerade angenehmer ist.

Tastenbelegung auf dem XBox-Controller

Eine Besonderheit besteht bei der Belegung der Knöpfe (A), (B), (X) und (Y): Bei den meisten emulierten Systemen ist die Anordnung im Vergleich zu einem XBox-Controller vertauscht, so dass der Knopf links das (Y) ist und der Knopf rechts das (A). Dementsprechend ist die RetroArch Standard-Konfiguration für ein normales XBox-Gamepad auch so, dass (A) und (B) und (X) und (Y) vertauscht sind. Da es einige Spiele gibt, bei denen die Lage der Knöpfe wichtig ist, sollte man bei dieser Einstellung bleiben.

RetroArch default Belegung fĂĽr einen XBox-Controller

Damit im Menü trotzdem wie gewohnt mit (A) ausgewählt und mit (B) zurückgegangen werden kann, werden diese beiden Tasten innerhalb der GUI zurück getauscht.

Wenn wir dies ändern möchten, etwa weil wir die Belegung manuell angepasst haben, so rufen wir im Eingabe Menü den Unterpunkt Menu Controlls auf. Dort ändert man dieses Verhalten über Vertausche OK- und Zurück-Tasten im Menü.

RetroArch testen

Jetzt ist alles soweit konfiguriert, dass wir einen ersten Test starten können. Zum Glück liefert RetroArch gleich ein paar Beispiel-Inhalte mit, so dass wir die Funktionalität direkt testen können, ohne uns zunächst um die ROMs kümmern zu müssen. Also laden wir eins dieser Beispiele herunter.

Dafür wählen wir den Menü-Punkt Online-Aktuaslisierung im Hauptmenü und gehen dort zum Unter-Menü Inhalt herunterladen. Dort laden wir Celeste Classic (v1.9).zip aus Nintendo – Gameboy Advance herunter. Jetzt fehlt uns nur noch der entsprechende Core für unseren ersten Test.

Cores (Emulatoren) laden

Für jedes System, das wir emulieren möchten, brauchen wir den entsprechenden Core. Hierfür geht’s zurück ins Hauptmenü zum Punkt Core laden. Im Untermenü Core herunterladen findet sich eine lange Liste an möglichten Emulatoren, oft gibt es mehr als einen Core für ein System. Welches der richtige Core ist, hängt oft vom ROM ab, das wir spielen wollen. Für unser Beispiel-ROM Celeste Classic benötigen wir einen Emulator für einen Nintendo Gameboy Advance. Also wählen wir Nintendo – Gameboy Advance (mGBA) aus.

Emulation des Nintendo Gameboy Advance

Dann können wir auch schon im Hauptmenü über den Unterpunkt Inhalt laden zum gewünschten ROM navigieren. Hier wechseln wir in das Downloads-Verzeichnis und wählen dort unser frisch geladenes ROM Celeste Classic (V1.0).gba aus.

Celeste Classic als Gameboy Advance Emulation in RetroArch

Jetzt können wir ein wenig mit unserem ersten Spiel spielen. Mit (A) können wir springen und mit (B) dashen – bitte an die vertauschen Tasten beim XBox-Controller denken. Ziel des Spiels ist es, mit Madeline auf den Gipfel des Berges Celeste zu gelangen.

In-Game-Optionen

Wenn wir genug gespielt haben, geht es mit [F1] zum In-Game-Menü und dort wählen wir Schließen, um wieder in die RetroArch GUI zu gelangen. Hier noch kurz die wichtigsten In-Game-Shortcuts:

Taste Funktion
ESC 2 x drĂĽcken, um RetroArch zu verlassen
f Fullscreen/Fenstermodus umschalten
F1 In-Game-MenĂĽ
F2 Quick Save in aktuellen Slot
F4 Quick Load aus aktuellem Slot
F6 Vorherigen Speicherslot wählen
F7 Nächsten Speicherslot wählen
F3 Schaltet FPS-Anzeige an und aus
F8 Screenshot aufnehmen
F9 Audio an/aus umschalten

Die wichtigsten In-Game-Tasten

Ausblick

Jetzt ist der RetroArch Emulator soweit konfiguriert, dass wir die ersten Spiele genießen können. Um den Rahmen nicht zu sprengen, werde ich die vertiefenden Themen in separaten Artikeln beschreiben.

  • Achievements
  • Verwaltung der Spielesammlungen (in Vorbereitung)
  • Atari 8-bit Emulation
  • Amiga Emulation (in Vorbereitung)
  • Nintendo GameCube / Wii Emulation (in Vorbereitung)
  • Sony Playstation (in Vorbereitung)

Legale ROMs